Flitcraft und der blinde Zufall

Fotovorlage: AdobeStock


„Er, der gute Bürger, Ehemann und Vater konnte rein zufällig so zwischen Büro und Restaurant von einem herabstürzenden Balken ausgelöscht werden! Da ging ihm auf, dass Menschen durch Zufälle wie diesen starben und nur lebten, solange sie der blinde Zufall verschonte.“

Diese mulmige Erkenntnis entstammt Dashiell Hammetts Detektivklassiker „Der Malteser Falke“. In regelmäßigen Abständen, wenn mal wieder in persönlicher oder räumlicher Nähe ein Beinahe-Crash passiert ist, meldet sich diese kleine Parabel in meinem Oberstübchen zurück. Dann schreibt die Realität ähnliche Geschichten wie sie in der Literatur vorkommen und macht mir wieder deutlich, dass es genauso gut umgekehrt funktioniert: Das wahre Leben mit seinen tödlichen Späßen findet Eingang in die Fiktion und dann eben auch irgendwann wieder heraus. – Ein geniales Beispiel für dieses künstlerische In-And-Out ist jener Fall des Mr. Flitcraft, der dem Schriftsteller Hammett in seinem Vorleben als Detektiv genauso widerfahren ist.

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(Con)temporary items – Calligraffiti


Was ich noch nachtragen muss: Das Münchner „Museum of Urban and Contemporary Art“, kurz MUCA, hatte letztlich eine feine Ausstellung mit internationaler Kalligrafie, die sich, durch ihre zeitgemäße Verbindung zur Streetart, jetzt den Begriff Calligraffiti gegeben hat. Mit dem Satz habe ich hoffentlich meine kryptische Headline aufgelöst ;-)

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Erinnerung an Jochen Schlemmermeyer


Mein Kollege Schlemmermeyer ist ein sehr angenehmer, positiver Mensch, belesen, mit vielen Interessen und Qualitäten und einem beneidenswert breiten Freundeskreis. Der Schlemmermeyer ist ein großer, drahtiger Kerl, ein Bergfex, Skilehrer und Segler, Gitarren- und Zitherspieler. Einer, der das Dasein auf unspektakuläre Weise, aber souverän in vielen Facetten genießt – fast ein Lebenskünstler.

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Schnee von gestern


Warum Schnee aus der Vergangenheit einen so schlechten Ruf hat, ist mir unverständlich. Denn gerade, wenn man zu wenig davon hat, sind Fotos von glitzernden Schneelandschaften, sofern man sie selbst bewandert hat, im Nachhinein ein erbauliches Meditationsmedium. Hier also die Nachbilder eines Spaziergangs am Jahresende. Ob's chronologisch stimmt oder nicht – zwischen die letzten Beiträge und dem folgenden gehört genau diese bayrisch surreale Idylle.

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Propaganda – Teil 3: Die vertrauten Verführer


Kommunikationsexperten aus der Praxis werden in der Regel von ihren wissenschaftlichen Kollegen unterschätzt. Das ist sehr wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass so ein Edward Bernays jahrzehntelang nahezu unbehelligt arbeiten konnte. Werbe- und PR-Heinis nimmt man nicht wirklich ernst.

Die meisten Leute sind überzeugt davon, selbst überwiegend rational veranlagt zu sein, abgesehen von etwas Laissez-faire im Urlaub oder am Wochenende. Kaum jemand teilt unsere Erfahrungen als Designer, dass fast alle Entscheidungen eines Menschen im Ansatz emotional sind. Diese Einschätzung wird oft mit Stirnrunzeln quittiert. Aber plötzlich und unerwartet geht das kollektive Kalkül nicht mehr auf, es gibt unvernünftige Massenphänomene im Allgemeinen und beschämende Wahlergebnisse im Besonderen. Dann sind in den Talk-Shows auf einmal alle schlauer und werfen sich Prozentwerte an den Kopf: 70 % Emotion zu 30 % Information – entscheidet so das Wahlvolk?

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Propaganda – Teil 2: Die Sicht der Dinge


Natürlich ist nichts wirklich in Ordnung, wenn die Wahrheit auf der Strecke bleibt. Und damit ist man schon gleich beim grundlegenden Unterschied zwischen Propaganda und seriöser PR. Pressearbeit stellt Dinge dar wie sie sind und je nach dem eben auch in einem günstigen Licht. Propaganda aber beugt die Wahrheit. Dieser Sachverhalt wird schnell klar, wenn man sich mit Bernays‘ Methoden auseinandersetzt.

Deren Grundlage ist stets die Erfindung einer neuen Realität – entweder als Schauermärchen oder als Sommernachtstraum, je nachdem. Bernays konstruiert eine vermeintlich plausible Wirklichkeit, in der das Produkt x, die Dienstleistung y oder die Überzeugung z eine ultimative Leitgröße darstellen. Ohne diese imposante Scheinwelt verlöre alles seine Bedeutung. Die Legendenbildung hat eine fatale Ähnlichkeit zu politischen Desinformationskampagnen.

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Propaganda – Teil 1: Die Ordnung des Chaos


Wie man’s auch nennt, Fake News oder alternative Fakten – das Spiel ist so alt wie die Menschheit oder, im neuzeitlichen Kontext, so alt wie Edward Bernays, berühmt-berüchtigter Spindoktor und PR-Berater und Neffe Sigmund Freuds.

Bernays ist als junger Mann Mitglied der Creel-Kommission, einem Team für Öffentlichkeitsinformation, das im Auftrag der US-Regierung die Bevölkerung psychologisch auf die Teilnahme der USA am Ersten Weltkrieg einstimmen soll. Die erfolgreichen Methoden aus Kriegszeiten überträgt Bernays danach ins zivile Leben, schreibt bereits 1928 das kompakte Standardwerk namens „Propaganda“ und hilft damit indirekt auch einem Joseph Goebbels auf die Sprünge. Im Nachhinein ein Grund für die Umbenennung des später unpopulären Begriffs „Propaganda“ in „Public Relations“. Bernays wird sagenhafte 103 Jahre alt und hat leider Gelegenheit genug, mit seiner PR und deren Folgen in die Zeitgeschichte einzugreifen.

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Propaganda – Die falsche Wahrheit


Propaganda ist und bleibt ein negativ besetzter Begriff, schon weil er militärischen Ursprungs ist. Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit, heißt es. Edward Bernays‘ PR-Klassiker „Propaganda“ aus dem Jahr 1928 erscheint erstmals 2007 in deutscher Übersetzung. Ein kleines schwarzes giftiges Büchlein. Die darin zusammengefassten Theorien geistern mir ständig durch den Kopf und es will mir auch nicht gelingen, den Komplex in einem einzelnen Blogeintrag abzulegen. So werden es drei Teile. Ein langer Anlauf, aber angesichts der frustrierenden Déjà-vus in Politik und Gesellschaft tut es gut, gegenüber dem schleichenden Einfluss manipulativer Öffentlichkeitsarbeit seine Mustererkennung zu intensivieren. – Zum Foto oben: auf die rauchenden „Frauenrechtlerinnen“ komme ich noch im zweiten Teil zurück.

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Tollwood – Schauplatz der Demokratie


Am Ende eines Jahres, während dem man das Gefühl haben musste, dass einiges den Bach runtergeht und die Menschheit moralisch degeneriert, ist ein vorweihnachtlicher Bummel übers Münchner Tollwood ein versöhnlicher Ausklang. Das traditionsreiche Multikulti-Festival auf dem Wiesngelände bietet neben den stets unvermeidlichen Glühwein- und Fressbuden wirkliche Alternativen: Theater- und Musikveranstaltungen, Kunstobjekte über das gesamte Areal verstreut und politische Ausstellungskonzepte in den Zelten – so manches, das unseren Glauben an das Gute im Menschen aufrechterhält. Ein bunter Markt als Sinnbild der Einheit in Vielfalt.

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Die Erreichbarkeit der Himmelskörper

Bildquelle Wikipedia


„We are now approaching the lunar sunrise and for all the people back on earth, the crew of Apollo 8 has a message that we would like to send to you …“ Astronaut Bill Anders, 1968


Wenige Tage bevor sich unsere amerikanischen Freunde am 22. Dezember 1968 auf den Weg zum nächsten Himmelskörper machen, ist ein Programmpunkt der minutiös geplanten Mission immer noch offen. Genau am Heiligabend würde Apollo 8 den Mond umkreisen und eine Liveübertragung soll die Welt „angemessen“ beeindrucken. „Do something appropriate“, so das lakonische Briefing der NASA an die verdutzten Astronauten. Die Crew reicht diese heikle Aufgabe vernünftigerweise gleich an einen Medienprofi weiter, der allerdings seinerseits schlaflose Nächte durchlebt. Bis dessen unbekümmerte Ehefrau die geniale Idee mit der Genesis aus dem Hut zaubert. Darauf muss man erst mal kommen: eine kurze Lesung der Schöpfungsgeschichte beim Umfliegen des Mondes – in der Tat originell zum freien Blick auf den Globus!

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