A quick brown fox …


Meine beruflichen Erfahrungen vor, während und nach dem Studium waren geprägt von einer oft hektischen Arbeitsteilung. Im Workflow einer Werbeagentur der 80er und 90er Jahre trieben sich die Konzeptioner, Layouter, Reinzeichner, Retuscheure, Fotografen, Fotosetzer, Lithografen, Andrucker, Offsetmonteuere, und zuletzt die Drucker gegenseitig an, um in immer kürzerer Zeit „die Kuh vom Eis zu ziehen“. Ein Hühnerhaufen, in dem der eine den anderen unter Druck setzte und zum Teil auch recht abschätzig beurteilte. Der als blasiert eingestufte Grafiker kam am schlechtesten weg.

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Tom Rücker, Senior AD

TR, mein Lieblingschef von 1985-87


Vor 10 Jahren ist mein erster Agenturchef Tom Rücker gestorben, ohne dass ich es mitbekommen habe – traurig. Das genaue Datum ist mir unbekannt. Am 19. August 2014 war in der Augsburger Allgemeinen davon zu lesen, im kurzen Nachruf leider nur ein paar Belanglosigkeiten. Man bemühte sich, das künstlerische Werk zu sortieren, dabei war Tom Rücker die meiste Zeit seines Lebens ein genialer Kommunikationsdesigner, ein virtuoser Cartoonist und Inhaber mehrerer Werbeagenturen. In drei davon, jeweils mit Unterbrechungen, war ich mit von der Partie.

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Meine Welt und die KI


„Wenn du in den Seilen hängst, dann schaukele erstmal ausgiebig.“
Autor*in unbekannt, sagt ChatGPT



Neue Begriffe wie jetzt „KI“ poppen auf einmal überall auf, wenngleich sich dahinter längst vertraute Prozesse etabliert haben. Medienprofis sind daran gewöhnt und üben sich in Selbstbeherrschung, wohl aber werden sie von außen beäugt oder danach befragt, ob sie sich jetzt Sorgen machen, über kurz oder lang durch einen smarten Algorithmus ersetzt zu werden. Ich will nicht arrogant klingen, aber die nächsten Jahre fühle ich mich absolut sicher. Außerdem ist unsereins selbst stets auf der Lauer. Im Miltär nennt man das einen „vorgeschobenen Beobachter“, kurz VB. Hier zeigt sich aber auch die Ambivalenz, denn ein VB wagt sich auf feindliches Gelände und lebt naturgemäß gefährlich. Seine letzte Meldung zeugt oft von Arglosigkeit, … bevor dann die Verbindung abreißt.

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YES WE KAM

Bildquelle Kamela-Poster by The Little Lord


Über Nacht rollt das neue Merchandising an und jetzt zeigen die Amis mal wieder, was sie in PR und Werbung so drauf haben! Wird nicht lange dauern, dass jemand behauptet, das sei alles so geplant gewesen … Meine Güte, es könnte also doch noch klappen, diesen gefährlichen Idioten ein für allemal loszuwerden. Die Zeichen stehen plötzlich ganz anders und vielleicht gibt es ja doch noch einen Kennedy-Move. Irgendwie habe ich kein schlechtes Gefühl mehr ;-)

Good Luck America!

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Keine Panik – willkommen im Chaos!


Alles nicht so einfach: das Universum, das Leben und der ganze Rest sind kompliziert. Auch wenn wir als Designer*innen stets bemüht sind, alles so einfach wie möglich zu halten oder darzustellen, damit jeder gut zurechtkommt und Gefallen findet an der kommerziellen Wirklichkeit. Tatsache ist, die Dinge werden immer verzwickter. Zudem wird die Welt nicht besser – auch das steht fest – und die Aussicht, dass diese Katastrophenwelt in Donald Trump im Jahr 2025 ein repräsentatives Oberhaupt findet, ist eine zynische Metapher, wie sie nur das gefühlskalte Leben selbst hervorbringen kann. Amerika, auf das man sich noch leidlich verlassen konnte, hat's wohl endgültig vermasselt.

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Nachtgedanken


Selbst als es noch ganz oldschool einen Sendeschluss gab, war TV-Glotzen bis Ultimo nicht gerade rühmlich. Irgendwann nach Mitternacht war Ende der Vorstellung und ein vor dem Testbild eingeschlafener Zuschauer machte eine eher erbärmliche Figur. Wer es rechtzeitig ins Bett schaffte, hatte reelle Chancen, in einen traumlosen Schlaf zu fallen, um am Morgen mit neutralem Gemüt wieder zur Besinnung zu kommen. Was dagegen die Dauerberieselung bei Tag und Nacht auf allen Kanälen und mit redundanten Talkshow-Formaten in unseren Köpfen so anrichtet, lässt sich immer mehr am Gesellschaftsbild ablesen. Zeit für ein Gedanken-Reset ist nicht mehr vorgesehen.

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Liverbird – You'll Never Walk Alone

Illustration: Titus Dannhöfer


Ein letztes Fabeltier darf nicht fehlen: Der Liverbird! [ˈlaɪvər bɜrd] wird komischerweise „Laiverbörd“ ausgesprochen, also nicht wie im Stadtnamen Liverpool. Anfangs halte ich diesen mythischen Vogel noch für eine Art Phönix. Seit der Erfindung des Internets bin ich schlauer. Der Liverbird ist ein Mischwesen aus Kormoran und Adler, hat seine Wurzeln in der Seefahrtsgeschichte Liverpools und steht für Schutz und Wohlstand. Seit dem 13. Jahrhundert ziert er das Wappen der Stadt.

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„Galoppierend oder fliegend“


Der Pegasus ist eine uralte klassische Allegorie und aktuell immer noch ein wunderbares Fabeltier. Obwohl ich mit Pferden nicht viel am Hut habe und auch kein großer Lyrikexperte bin, habe ich durch Heines Verse in „Atta Troll – Ein Sommernachtstraum“ in dem geflügelten Ross ein sehr poetisches Freiheitssymbol gefunden. Vor allem in einem Vierzeiler¹ habe ich mein künstlerisches Mantra entdeckt und darin, zumindest während des Studiums, eine fröhliche Antriebskraft gesehen.

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R H I N O C E R V S · 1 5 1 5


Ein Kollege an der Montessori-Oberschule hatte die schöne Idee, unsere Schüler*innen im Fach „Moderne Medien“ mal auf eine Medienfährte zu locken, die schon ein paar Jahrhunderte zurückliegt. So finde ich im Papierschrank Dürers Rhinocerus, eins meiner Lieblingsmotive und erkundige mich bei der Klasse. Leider ist aus den Befragten nicht viel herauszuholen, schnell ist man beim Aufreger über das gefangene Nashorn, das man auf hoher See angekettet absaufen lässt, obwohl so ein Tier ja doch schwimmen kann. Das kann so mancher Mensch auch und doch hilft‘s ihm nicht, wenn er im Sturm über Bord geht, denk‘ ich mir, sag’s aber nicht. In Gedanken lasse ich mich also bereits auf diesen nebensächlichen Diskurs ein und merke, dass hier kann nicht Sinn der eigentlichen Aufgabe gewesen sein. Solche Missverständnisse sind normal für ein vielschichtiges Kommunikationsangebot, das in der Realität scheitert, weil die maßgebliche Botschaft ihrer Bedeutung nach nicht richtig einsortiert wird. Nur die „Story behind“ bleibt diffus in Erinnerung. Nix Neues.

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Кант – Фаренгейт 451


Wenn etwas interessant und berühmt, aber dennoch sehr rätselhaft ist, dann bin ich von Berufs wegen spontan empfänglich für ein sich selbst entzündendes Assoziationsfeuerchen. Bei Kant dauert es nie lange, bis man beim Lesen ins Stocken gerät, sich am Kopf kratzt, gar einschläft¹ – oder an was anderes denkt. Als nun das Titelblatt wie von Geisterhand zu kokeln beginnt, habe ich sofort Ray Bradbury im Verdacht. Davon können auch die kyrillischen Buchstaben nicht ablenken, die wiederum mit der geografischen Lage der ehemals preußischen Metropole zu tun haben müssen und sich per Drag and Drop schnell entschlüsseln lassen. Ich geb’s zu: Meine alternde Fantasie begnügt sich immer mehr mit der Abschweifung, dystopische Tendenzen inbegriffen.

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