Keine Panik – willkommen im Chaos!


Alles nicht so einfach: das Universum, das Leben und der ganze Rest sind kompliziert. Auch wenn wir als Designer*innen stets bemüht sind, alles so einfach wie möglich zu halten oder darzustellen, damit jeder gut zurechtkommt und Gefallen findet an der kommerziellen Wirklichkeit. Tatsache ist, die Dinge werden immer verzwickter. Zudem wird die Welt nicht besser – auch das steht fest – und die Aussicht, dass diese Katastrophenwelt in Donald Trump im Jahr 2025 ein repräsentatives Oberhaupt findet, ist eine zynische Metapher, wie sie nur das gefühlskalte Leben selbst hervorbringen kann. Amerika, auf das man sich noch leidlich verlassen konnte, hat's wohl endgültig vermasselt.

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Nachtgedanken


Selbst als es noch ganz oldschool einen Sendeschluss gab, war TV-Glotzen bis Ultimo nicht gerade rühmlich. Irgendwann nach Mitternacht war Ende der Vorstellung und ein vor dem Testbild eingeschlafener Zuschauer machte eine eher erbärmliche Figur. Wer es rechtzeitig ins Bett schaffte, hatte reelle Chancen, in einen traumlosen Schlaf zu fallen, um am Morgen mit neutralem Gemüt wieder zur Besinnung zu kommen. Was dagegen die Dauerberieselung bei Tag und Nacht auf allen Kanälen und mit redundanten Talkshow-Formaten in unseren Köpfen so anrichtet, lässt sich immer mehr am Gesellschaftsbild ablesen. Zeit für ein Gedanken-Reset ist nicht mehr vorgesehen.

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Liverbird – You'll Never Walk Alone

Illustration: Titus Dannhöfer


Ein letztes Fabeltier darf nicht fehlen: Der Liverbird! [ˈlaɪvər bɜrd] wird komischerweise „Laiverbörd“ ausgesprochen, also nicht wie im Stadtnamen Liverpool. Anfangs halte ich diesen mythischen Vogel noch für eine Art Phönix. Seit der Erfindung des Internets bin ich schlauer. Der Liverbird ist ein Mischwesen aus Kormoran und Adler, hat seine Wurzeln in der Seefahrtsgeschichte Liverpools und steht für Schutz und Wohlstand. Seit dem 13. Jahrhundert ziert er das Wappen der Stadt.

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Palaverpause


Neulich sitzen wir mit ein paar Leuten im Café¹ und unterhalten uns. Ich sage was, dazu fällt meinem Gegenüber P auch was ein und der übernimmt meinen Gesprächsfaden. Das heißt, er reißt den Faden eher beiläufig ab, wie man das halt so macht, entschuldigt sich höflich dafür, mich unterbrochen zu haben. Ich bedeute ihm, weiterzureden, was er kurz versucht, woraufhin ihm F, der neben mir sitzt, ebenso ins Wort fällt. P überlässt nun F das Thema, weist aber noch sanft darauf hin, dass er selbst mich bereits unterbrochen habe, doch jetzt ist F am Drücker und ich habe nun tatsächlich die zweite Hälfte meines Satzes längst vergessen. Wird nicht so wichtig gewesen sein, denkt man dann.

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Winterstille '24

Marienkapelle bei Auing


Leicht ist's, folgen dem Wagen,
Den Fortuna führt,
Wie der gemächliche Tross
Auf gebesserten Wegen
Hinter des Fürsten Einzug.

Aber abseits wer ist's?
Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad,
Hinter ihm schlagen
Die Sträuche zusammen,
Das Gras steht wieder auf,
Die Öde verschlingt ihn.

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aus Goethes „Harzreise im Winter“

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Äquinoktium


„Indessen nahte der September heran. Die Felder waren leer, das Laub begann abzufallen, und mancher Hektische fühlte die Schere an seinem Lebensfaden. Auch Johannes erschien unter dem Einflusse des nahen Äquinoktiums zu leiden; die ihn in diesen Tagen sahen, sagten, er habe auffallend verstört ausgesehen und unaufhörlich leise mit sich selber geredet, was er auch sonst mitunter tat, aber selten. Endlich kam er eines Tages nicht nach Hause.“



Diese düster-romantische Textstelle findet sich in Annette von Droste-Hülshoffs Judenbuche, im Moment als Vorlesepodcast zu haben. So kann ich mich des Nachts, aus dem Schlaf aufgeschreckt, gleich wieder literarisch einlullen lassen, was am besten funktioniert, wenn man die Story schon kennt, nicht unbedingt zuhören muss.

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swer dirre wunne volget, …

Foto: AdobeStock


Dann und wann im Kalligrafie-Unterricht, beim Improvisieren, also wenn man zufällige Wortschnipsel aus dem Hinterkopf verarbeitet, geraten mir schon mal ein paar mittelhochdeutsche Vokabeln aufs Papier. Passiert jetzt häufiger, was daran liegen kann, dass ich nun ein angebliches „beklagenswertes“ Alter erreicht habe – wenn man dem von mir so geschätzten Walther von der Vogelweide glauben mag. Nun ja, eigentlich hält sich der philosophische Frust bei mir in Grenzen, aber einen Grund wird es schon haben, weshalb dessen Verse aus der Erinnerung aufblitzen.

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imagine


Weßlinger See, August 2023


Mit entspanntem Gemüt am See hocken und in einen Sonnenuntergang mit Wölkchen zu blicken, ist das Meditationsklischee schlechthin. Wenn sich der Gedankenstrom mit dem Treiben am Himmel synchronisiert, zerstreut sich das Gewohnte und macht, mit etwas Glück, Platz für eine neue Idee. Dann schnurrt die Imagination¹, unsere eigentliche Kreativkraft, die stets anregendes – sentimentales oder visuelles – Material sucht, egal aus welcher Sphäre es kommt, ob es uns nun erfreut, verblüfft oder verwirrt. Beispielsweise diese Herzen am Himmel, die man im Moment der Aufnahme gar nicht bemerkt, sondern erst, wenn man sich später in Ruhe das Foto anschaut.

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„Gleichgewicht“

„Gleichgewicht“, Collage mit 2 Radierungen …


Einige kleine Schnitzfiguren, eine größere Tuschezeichnung der Partenkirchner Ludwigstraße und ein Exponat ihrer letzten Ausstellung sind uns von Marie geblieben. Die Arbeit „Gleichgewicht“ hat nun einen schönen Platz gefunden, neben der Skulptur von Daniel Eggli, die wir von ein paar Jahren beim gemeinsamen Besuch in einer Münchner Galerie erworben haben. Auch so eine gute Erinnerung, dieser teure Kunstkauf, trotz Corona-Kalamitäten – damals ist irgendwie auch ein klitzekleiner Teil von Maries Seele in diese stille Figur hineingehüpft und macht sich seitdem bemerkbar.

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„swifter than the moon's sphere“

Foto: AdobeStock


„Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden, Begrüßt uns mit gewognen Händen!“

So lautet der letzte Satz im Epilog des Puck, er verbeugt sich, dann ist das Spiel aus. Und schneller als der Lauf des Mondes ist ein schöner Traum vorbei. Die Elfe ist nicht mehr da. Keine lustige Eselei mehr. Die Illusion perdu. Und dennoch hoffe ich fest, dass ein Modell „Heile Welt“ sehr nachhaltige Ressourcen bietet, allein durch die Rückschau auf das erlebte Glück.

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