Das Korrekturen-Enigma

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„Seite 82 oben, zweite Spalte, vierter Absatz, dritte Zeile: bitte Gedankenstrich hinter dem zweiten Wort von links einfügen!“

Korrekturen einarbeiten im Jahr 2014 kommt mit manchmal vor wie Schiffe versenken in meiner Grundschulzeit. Wie Alan Turing auf den Spuren der Enigma, so hat unsereins den E-Mail-Korrekturode zu knacken. Dabei bräuchte man einfach nur neben das Falsche das Richtige schreiben, vielleicht sogar mit Hilfe von Korrekturzeichen und fertig. Da haben wir so ein feines Betriebssystem, alles für den analogen Erkenntnisapparat des Menschen gemacht. Nur die Leute selbst werden immer mehr selbst zum Scanner und zerlegen ihre Arbeit militärisch kalt in gefühllose Arbeitsschritte. Eine derart verklausulierte Sprache kenne ich wirklich sonst nur von der Bundeswehr. Da spricht man auch gerne mal rückwärts, weil das angeblich logisch ist: „Spaten-Klapp–Feld“ – auch schön.

Der Zeitaufwand für einen derartigen Workflow ist gegenüber dem mit Korrekturzeichen mindestens fünfmal so hoch. Und zwar nur auf der ausführenden Seite. Das Verfassen will ich mir gar nicht vorstellen. – Liebe Kundschaft, erinnert euch zwischendurch mal an Bleistift und Papier! Digital ist ja gut und schön, aber „digitus“ heißt eben auch „Finger“.

Übrigens: „Substanz entscheidet“ – der Bleistift im Weltraum …