„Daumenkinographie“

„Mädchen mit langem und kurzem Haar“¹


Manchmal ist es von Vorteil, wenn die Erwartungshaltung nicht groß oder, besser gesagt, nicht sehr präzise ist. Meine Freundin Monika hatte mich in die Pasinger Fabrik gelockt, weil sie den Künstler hier mit seiner Performance schon mal erlebt hatte und völlig begeistert war. Ich wusste also aus ihrer Erzählung schon einmal grundsätzlich Bescheid, hatte aber keine rechte Vorstellung, was tatsächlich passieren würde. Und das war gut so. Übrigens habe ich auch gezögert, an dieser Stelle ein Video einzubetten. Ich kann versichern, dass es sehr viel schöner ist, die Sache live zu erleben. Und zwar als Teil eines Publikums, das sich gemeinsam die Zeit nimmt, um den Augenblick zu genießen. Denn darum geht’s. Gerling fotografiert den Augenblick, zerlegt in 36 Bilder.

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Die Macht der spitzen Feder

Bildquelle Wikipedia


Zugegeben, bevor mir der unten verlinkte Podcast zu Ohren kam, war mir dieser famose Zeichner nicht wirklich ein Begriff. Ich bin dann aber immer wieder überrascht und froh, wenn ich Belege dafür finde, dass Künstler, Grafiker, also Menschen, die man normalerweise nicht nach ihrer Meinung fragt, einen Einfluss auf den Lauf der Welt haben. Thomas Nast (1840-1902) war so einer. Der deutsch-amerikanische Karikaturist hatte im 19. Jahrhundert großen Einfluss auf die politische Kultur der Vereinigten Staaten. Geboren im bayerischen Landau und als Kind nach New York ausgewandert, machte Nast sich während des Amerikanischen Bürgerkriegs und der folgenden Jahrzehnte als Zeichner für das Magazin Harper’s Weekly einen Namen. Seine scharfsinnigen, oft schonungslosen Karikaturen machten ihn zum „Vater der amerikanischen politischen Karikatur“.

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Drive My Car

Alter Volvo auf der Rheinfähre mit Drachenfels


Man bildet sich eine Meinung über die progressive Welt im Allgemeinen stets in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse im Speziellen. Und geht seinen Ansichten dennoch selten auf den Grund, meistens nur gezwungenermaßen, also im konkreten Fall, wenn etwas kaputtgeht, das man nötiger hat, als man sich eingestehen will – beispielsweise ein Auto. Auch wenn man einen völligen Verzicht in der Theorie nie kategorisch ausschließt, weil Verzichtserklärungen im modernen Sprachgebrauch gerne mal als kokette Floskel der Selbstlosigkeit eingestreut werden.

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A quick brown fox …


Meine beruflichen Erfahrungen vor, während und nach dem Studium waren geprägt von einer oft hektischen Arbeitsteilung. Im Workflow einer Werbeagentur der 80er und 90er Jahre trieben sich die Konzeptioner, Layouter, Reinzeichner, Retuscheure, Fotografen, Fotosetzer, Lithografen, Andrucker, Offsetmonteuere, und zuletzt die Drucker gegenseitig an, um in immer kürzerer Zeit „die Kuh vom Eis zu ziehen“. Ein Hühnerhaufen, in dem der eine den anderen unter Druck setzte und zum Teil auch recht abschätzig beurteilte. Der als blasiert eingestufte Grafiker kam am schlechtesten weg.

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Meine Welt und die KI


„Wenn du in den Seilen hängst, dann schaukele erstmal ausgiebig.“
Autor*in unbekannt, sagt ChatGPT



Neue Begriffe wie jetzt „KI“ poppen auf einmal überall auf, wenngleich sich dahinter längst vertraute Prozesse etabliert haben. Medienprofis sind daran gewöhnt und üben sich in Selbstbeherrschung, wohl aber werden sie von außen beäugt oder danach befragt, ob sie sich jetzt Sorgen machen, über kurz oder lang durch einen smarten Algorithmus ersetzt zu werden. Ich will nicht arrogant klingen, aber die nächsten Jahre fühle ich mich absolut sicher. Außerdem ist unsereins selbst stets auf der Lauer. Im Miltär nennt man das einen „vorgeschobenen Beobachter“, kurz VB. Hier zeigt sich aber auch die Ambivalenz, denn ein VB wagt sich auf feindliches Gelände und lebt naturgemäß gefährlich. Seine letzte Meldung zeugt oft von Arglosigkeit, … bevor dann die Verbindung abreißt.

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YES WE KAM

Bildquelle Kamela-Poster by The Little Lord


Über Nacht rollt das neue Merchandising an und jetzt zeigen die Amis mal wieder, was sie in PR und Werbung so drauf haben! Wird nicht lange dauern, dass jemand behauptet, das sei alles so geplant gewesen … Meine Güte, es könnte also doch noch klappen, diesen gefährlichen Idioten ein für allemal loszuwerden. Die Zeichen stehen plötzlich ganz anders und vielleicht gibt es ja doch noch einen Kennedy-Move. Irgendwie habe ich kein schlechtes Gefühl mehr ;-)

Good Luck America!

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Nachtgedanken


Selbst als es noch ganz oldschool einen Sendeschluss gab, war TV-Glotzen bis Ultimo nicht gerade rühmlich. Irgendwann nach Mitternacht war Ende der Vorstellung und ein vor dem Testbild eingeschlafener Zuschauer machte eine eher erbärmliche Figur. Wer es rechtzeitig ins Bett schaffte, hatte reelle Chancen, in einen traumlosen Schlaf zu fallen, um am Morgen mit neutralem Gemüt wieder zur Besinnung zu kommen. Was dagegen die Dauerberieselung bei Tag und Nacht auf allen Kanälen und mit redundanten Talkshow-Formaten in unseren Köpfen so anrichtet, lässt sich immer mehr am Gesellschaftsbild ablesen. Zeit für ein Gedanken-Reset ist nicht mehr vorgesehen.

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R H I N O C E R V S · 1 5 1 5


Ein Kollege an der Montessori-Oberschule hatte die schöne Idee, unsere Schüler*innen im Fach „Moderne Medien“ mal auf eine Medienfährte zu locken, die schon ein paar Jahrhunderte zurückliegt. So finde ich im Papierschrank Dürers Rhinocerus, eins meiner Lieblingsmotive und erkundige mich bei der Klasse. Leider ist aus den Befragten nicht viel herauszuholen, schnell ist man beim Aufreger über das gefangene Nashorn, das man auf hoher See angekettet absaufen lässt, obwohl so ein Tier ja doch schwimmen kann. Das kann so mancher Mensch auch und doch hilft‘s ihm nicht, wenn er im Sturm über Bord geht, denk‘ ich mir, sag’s aber nicht. In Gedanken lasse ich mich also bereits auf diesen nebensächlichen Diskurs ein und merke, dass hier kann nicht Sinn der eigentlichen Aufgabe gewesen sein. Solche Missverständnisse sind normal für ein vielschichtiges Kommunikationsangebot, das in der Realität scheitert, weil die maßgebliche Botschaft ihrer Bedeutung nach nicht richtig einsortiert wird. Nur die „Story behind“ bleibt diffus in Erinnerung. Nix Neues.

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Die Leichtigkeit des Designs

Foto: AdobeStock


„Um wirklich Meister des Bogenschießens zu sein, genügen technische Kenntnisse nicht. Die Technik muss überschritten werden, so dass das Können zu einer ‚nichtgekonnten Kunst’ wird, die aus dem Unbewussten erwächst.“ – Herrigel, Zen in der Kunst des Bogenschießens¹



Virtuosität hat sicher viel mit Perfektion zu tun, nicht zu verwechseln mit Pedanterie. Erfahrene Gestalter*innen arbeiten zwar mit zielführender Präzision, zeitgemäßes Design funktioniert aber idealerweise auf die denkbar einfachste Art. Das Meisterliche wirkt darum schlussendlich immer leicht und unbekümmert. Wer‘s drauf hat, kann sich locker machen.

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Work, Life, Balance

Fotovorlage¹ AdobeStock


Man kann sich durchaus fragen, was denn nun wirklich anstrengender ist, das Arbeiten oder die sogenannte Freizeit? Vor allem, wenn wir uns in den Lifestyle besonders engagiert eingliedern und jede freie Minute sinnvoll gestalten wollen. Freiberuf und Privatleben sind ohnehin regelrechte Parallelwelten. Sowohl die eine wie die andere ist mitunter sonderbar.

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