Mein Name ist Hase


Kommunikationsdesign ist ein weites Feld und eines der größten Privilegien ist die ungenierte Freiheit mit der dieser Beruf ausgeübt werden kann. Wer fragt uns schon nach Zeugnissen, Diplomen oder Titeln? Gutes Design erkennt man auch ohne akademische Vorzeichen, Quereinsteiger machen unverkrampft Karriere, ohne die höheren Weihen irgendeines Studiums. Dem konservativen Akademiker stehen bei so was die Haare zu Berge. Verständlich, denn er hat sich bienenfleißig und ernsthaft qualifizieren müssen. Kann dann aber eine amtliche Beglaubigung seiner Qualitäten vorweisen und deshalb bereits im Vorfeld die angemessene Ehrerbietung erwarten. Sofern ihm nicht eine maliziöse Expertenkommission diese Ehre wieder abschneidet.

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Spec Work – alles für die Katz?


Um es noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: sich auf massenhaft ausgeschriebene Wettbewerbe einzulassen oder für null Honorar zu pitchen hat nichts mit Sportsgeist oder gar Professionalität zu tun. Für Kreative ist es quasi ein bitteres Armutszeugnis, denn wenn nicht aus purer Not, warum sonst sollten sie so etwas tun. Der potenzielle Auftraggeber hingegen bedient sich schlicht eines unseriösen Schneeballprinzips.

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„Eine Idee ist gar nichts, ja?“

Foto: AdobeStock


„Eine Idee ist gar nichts, ja?“ – Dieses patzige Zitat von Terézia Mora aus dem Deutschlandfunk Radiofeature „101 Wege, nicht zu schreiben“, habe ich mir gemerkt. Weil es so schön die Gereiztheit der Kreativen wiedergibt, wenn sie nach den Quellen ihrer Inspiration und Produktivität gefragt werden. Warum aber die Gereiztheit und weshalb dieser Nihilismus? Wahrscheinlich, weil das verkitschte Interesse an Einfallsreichtum und künstlerischer Imagination irgendwann jeden Profi ziemlich nervt. Ideen bleiben ein nutzloses Gas, solange sich niemand bemüht, sie aus diesem flüchtigen Aggregatzustand in eine feste Form zu bringen. Erst die geglückte Umsetzung macht daraus ein eindrucksvolles Konzept: in dessen solider Struktur steckt das eigentliche Potenzial. Kurz, Ideen sind davor nur heiße Luft, also gar nichts. – Es hat schon seinen Grund, weshalb das sogenannte Fantasy-Genre zum kunterbunten Kitsch neigt.

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Markenzeichen oder Stigma?


Die Legende vom tollen Käfer gehört zu den beliebtesten Vor- und Nachkriegsmärchen der deutschen Automobilindustrie. Leidenschaftlich romantisiert, liebevoll geschönt. Dabei war der „Volkswagen“ ursprünglich nicht mehr, als eine krasse Fehlkalkulation, ein Produkt, das zum Katalogpreis definitiv nicht herzustellen war. Und damit eine Verbrauchertäuschung, denn tausende von „Volksgenossen“ wurden um ihre gesamten Ansparzahlungen geprellt, ohne das jemals ein „KdF-Wagen“ zugeteilt wurde. Bekanntermaßen war ja ab 1939 Schluss mit der „Kraft durch Freude“, da musste das junge Unternehmen Granaten und Minen produzieren.

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Design bestimmt das Bewusstsein


Man sieht sich im Kommunikationsdesign manchmal dem Vorwurf ausgesetzt, die Dinge nicht in ihrer vollen Komplexität und schon deshalb nicht wahrheitsgemäß wiederzugeben. Abgesehen davon, dass man auf einem DIN A-Blatt kaum die Welt erklären kann, stecken hinter plakativen Vereinfachungen und struktureller Kompaktheit durchaus ehrenwerte Motive. Man will einfach, dass beim Gegenüber was hängen bleibt.

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Die Wirklichkeit der Bilder (1938)

Foto: IMAGO / teutopress


Der Totalitarismus benutzt Bilder im öffentlichen Raum als scheinheilige Werkzeuge der Propaganda. Vielleicht lässt sich ein kluger Mensch so schnell nichts vorgaukeln, wirklich schlauer ist er trotzdem erst hinterher, wenn sich aufklärt, ob die perfide Botschaft nicht eine ganz andere ist, als zunächst noch wohlwollend angenommen. Doch selbst eine Lüge transportiert gelegentlich ein Fünkchen Wahrheit.

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Okay Google, wo ist der nächste Briefkasten?


Wer fühlt sich von Google nicht beobachtet? Den Meisten ist das mittlerweile zwar vollkommen egal, aber drehen wir doch einfach mal den Spieß um und beobachten Google! Was die selbst so treiben, um ganz oben zu bleiben. Schon mal aufgefallen, wie viel Papierpost man als Kommunikationsprofi von Google bekommt? Die kaltschnäuzige Datenkrake ist nämlich eine treuherzige Brieffreundin.

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Zum Quadrat – eine Meditation


Über elementare Grundformen nachzudenken hat was von Meditation. Wer die Muße aufbringt, sich auf das Wesentliche einzulassen, kann seine Gedanken neu ausrichten und damit die Fantasie mobilisieren. Also, ganz entspannt bleiben, nicht gleich wieder das Konkrete suchen! Es lohnt sich, Ideen frei und abstrakt zu entwickeln, um sie dann erst Gestalt annehmen zu lassen.

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Der Geist vom Paulusplatz


Zu meinen schönsten Erfahrungen gehört, in einem richtigen Musentempel studiert zu haben. Eine Kunstschule wie gemalt, mitten in einer sehr alten, sehr schönen, sehr provinziellen Stadt. Meine sentimentale Rückblende bezieht sich mehr auf den Geist des Ortes, weniger auf das Personal anfangs der achtziger Jahre. Es war die umständliche Zeit vor der Erfindung des Macs, unsere Professor(inne)n, mit Verlaub, doch ziemlich hinterm Mond und wir Studierenden plagten uns noch mit Ziehfedern. Alles dauerte ewig und brachte nicht viel ein. Keiner wollte mehr grafisch so arbeiten wie früher und so wie heute ging's eben noch nicht. Richtig gutes Design hat sich unsereins später selber beibringen müssen. Finde ich aber nicht schlimm. Ging ja allen so.

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Modernismus und Romantik

Blick von Grafenwerth auf den Drachenfels


Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. Der romantischste Fluss Deutschlands ist der Rhein und der meist bestiegene Berg Europas ist der Drachenfels mit seiner sagenhaften Aussicht. Hier oben, an die malerische Burgruine gelehnt, mit weitem Blick über das imposante Tal des Stromes, sieht unsere Zukunft verheißungsvoll aus und aus nebulösen Träumen werden klare Pläne. So jedenfalls ist die bürgerliche Vorstellung im 19. Jahrhundert, von der sich vieles in unserer Mentalität erhalten hat. Die Bewegung der deutschen Romantik ist ja eine kulturelle Reaktion auf die Industrialisierung mit ihren radikalen Veränderungen des Arbeitslebens. Trotz der unglückseligen neuen Wirtschaftsform des Kapitalismus nährt sie die Hoffnung auf Fortschritt und Freiheit. Eine Ironie der Zeitgeschichte: der moderne Mensch mit seinen zwei Seelen entstammt dem bürgerlichen Biedermeier.

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