Jazz – A Love Supreme


Nur gut, dass ich beim Umzug ins neue Atelier meine alte Schallplattensammlung abgestaubt habe. So kann ich neben dem deprimierenden Anti-Amerika-Blues einen alternativen, positiven Soundtrack einspielen. Und da gibt's nur eins: Im guten alten Jazz steckt das wirklich großartige Amerika! Jazz ist Spiritualität und pure Lebensfreude, Schönheit und Lust, Ordnung und Chaos – Jazz ist 100 % made in USA, heiße Luft, reine Energie. Und natürlich zeigt sich auch hier die ganze Ambivalenz in einer eigenen Chronik des Rassismus. Denn schwarze Musikerinnen und Musiker werden nach wie vor diskriminiert. Unterm Strich steht aber, wie zum Trotz, ein monumentales Ergebnis von herausragend künstlerischer Qualität und multikultureller Kraft.

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Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern


Wenn die Medien mal wieder nicht wissen, was sie machen sollen, wird das alte ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst-Spielchen bemüht und heraus kommt eine dieser belanglosen Chartlisten. Aus diesem Larifari-Gemüt heraus hat die englische Daily Mail einmal mehr die Bundesliga auf dem Kieker und abschließend befunden, dass der HSV das hässlichste Logo der Welt hat. Das finde ich gemein, denn die Hamburger haben seit einigen Jahren wirklich Wichtigeres zu tun, als sich mit ihrem Grafikdesign zu beschäftigen. Und ganz abgesehen davon, dass mir persönlich die blaugefärbten Fußballvereine nicht besonders nahe stehen, finde ich das HSV-Logo von allen Bundesligaclubs immer noch am schönsten. Null Ahnung, was wohl englischen Sportjournalisten gefallen könnte. Möglicherweise will man das auch gar nicht wissen.

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Die Gedanken sind frei

Schaukel vor Zugspitzpanorama


Kommunikationsdesign heißt unter anderem so, weil dabei ziemlich viel geredet wird. Manchmal so viel, dass dem Individuum die Sicht auf das Wesentliche vernebelt wird. Besonders dann, wenn jeder auf seiner Denkspur als erster ins Ziel kommen will. Im Disput dominiert die Schlagfertigkeit. Wer die Kunst der Rhetorik oder gar der Polemik bemüht, sucht allerdings nicht zwingend nach der Wahrheit, sondern nach Bestätigung. Soll heißen: es schadet nicht, wenn man sich in wörtlicher Rede behaupten kann, solange man damit nicht die eigene Sturheit fördert.

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Mein Name ist Hase

Illustration Titus Dannhöfer


Kommunikationsdesign ist ein weites Feld und eines der größten Privilegien ist die ungenierte Freiheit mit der dieser Beruf ausgeübt werden kann. Wer fragt uns schon nach Zeugnissen, Diplomen oder Titeln? Gutes Design erkennt man auch ohne akademische Vorzeichen, Quereinsteiger machen unverkrampft Karriere, ohne die höheren Weihen irgendeines Studiums. Dem konservativen Akademiker stehen bei so was die Haare zu Berge. Verständlich, denn er hat sich bienenfleißig und ernsthaft qualifizieren müssen. Kann dann aber eine amtliche Beglaubigung seiner Qualitäten vorweisen und deshalb bereits im Vorfeld die angemessene Ehrerbietung erwarten. Sofern ihm nicht eine maliziöse Expertenkommission diese Ehre wieder abschneidet.

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Spec Work* – alles für die Katz?


Um es noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: sich auf massenhaft ausgeschriebene Wettbewerbe einzulassen oder für null Honorar zu pitchen hat nichts mit Sportsgeist oder gar Professionalität zu tun. Für Kreative ist es quasi ein bitteres Armutszeugnis, denn wenn nicht aus purer Not, warum sonst sollten sie so etwas tun. Der potenzielle Auftraggeber hingegen bedient sich schlicht eines unseriösen Schneeballprinzips.

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„Eine Idee ist gar nichts, ja?“

Foto: AdobeStock


„Eine Idee ist gar nichts, ja?“ – Dieses patzige Zitat von Terézia Mora aus dem Deutschlandfunk Radiofeature „101 Wege, nicht zu schreiben“, habe ich mir gemerkt. Weil es so schön die Gereiztheit der Kreativen wiedergibt, wenn sie nach den Quellen ihrer Inspiration und Produktivität gefragt werden. Warum aber die Gereiztheit und weshalb dieser Nihilismus? Wahrscheinlich, weil das verkitschte Interesse an Einfallsreichtum und künstlerischer Imagination irgendwann jeden Profi ziemlich nervt. Ideen bleiben ein nutzloses Gas, solange sich niemand bemüht, sie aus diesem flüchtigen Aggregatzustand in eine feste Form zu bringen. Erst die geglückte Umsetzung macht daraus ein eindrucksvolles Konzept: in dessen solider Struktur steckt das eigentliche Potenzial. Kurz, Ideen sind davor nur heiße Luft, also gar nichts. – Es hat schon seinen Grund, weshalb das sogenannte Fantasy-Genre zum kunterbunten Kitsch neigt.

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Markenzeichen oder Stigma?


Die Legende vom tollen Käfer gehört zu den beliebtesten Vor- und Nachkriegsmärchen der deutschen Automobilindustrie. Leidenschaftlich romantisiert, liebevoll geschönt. Dabei war der „Volkswagen“ ursprünglich nicht mehr, als eine krasse Fehlkalkulation, ein Produkt, das zum Katalogpreis definitiv nicht herzustellen war. Und damit eine Verbrauchertäuschung, denn tausende von „Volksgenossen“ wurden um ihre gesamten Ansparzahlungen geprellt, ohne das jemals ein „KdF-Wagen“ zugeteilt wurde. Bekanntermaßen war ja ab 1939 Schluss mit der „Kraft durch Freude“, da musste das junge Unternehmen Granaten und Minen produzieren.

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Design bestimmt das Bewusstsein


Man sieht sich im Kommunikationsdesign manchmal dem Vorwurf ausgesetzt, die Dinge nicht in ihrer vollen Komplexität und schon deshalb nicht wahrheitsgemäß wiederzugeben. Abgesehen davon, dass man auf einem DIN A-Blatt kaum die Welt erklären kann, stecken hinter plakativen Vereinfachungen und struktureller Kompaktheit durchaus ehrenwerte Motive. Man will einfach, dass beim Gegenüber was hängen bleibt.

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Die Wirklichkeit der Bilder (1938)

Foto: IMAGO / teutopress


Der Totalitarismus benutzt Bilder im öffentlichen Raum als scheinheilige Werkzeuge der Propaganda. Vielleicht lässt sich ein kluger Mensch so schnell nichts vorgaukeln, wirklich schlauer ist er trotzdem erst hinterher, wenn sich aufklärt, ob die perfide Botschaft nicht eine ganz andere ist, als zunächst noch wohlwollend angenommen. Doch selbst eine Lüge transportiert gelegentlich ein Fünkchen Wahrheit.

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Okay Google, wo ist der nächste Briefkasten?


Wer fühlt sich von Google nicht beobachtet? Den Meisten ist das mittlerweile zwar vollkommen egal, aber drehen wir doch einfach mal den Spieß um und beobachten Google! Was die selbst so treiben, um ganz oben zu bleiben. Schon mal aufgefallen, wie viel Papierpost man als Kommunikationsprofi von Google bekommt? Die kaltschnäuzige Datenkrake ist nämlich eine treuherzige Brieffreundin.

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