In der Ruhe liegt die Kraft

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Gelobt sei das lautlose Getriebe – oder die „silent efficiency“ wie man heutzutage sagt. Dass dieser geniale Arbeitsstil so wenig Beachtung und Anerkennung findet, liegt naturgemäß daran, dass er stetig, verlässlich, also unauffällig und zugleich geräuschlos ist – weil Menschen mit diesem Arbeitsstil keinen großen Wirbel machen. Und da (nicht nur) in unserer Branche die Spruchbeutel immer noch am meisten Geld verdienen und darob die größte Aufmerksamkeit genießen, muss man sich manchmal selbst auf die Schulter klopfen und darf sich nicht die eigene Statistik kleinreden lassen. Denn ohne Zweifel profitiert unsere Volkswirtschaft enorm von ihren Heinzelmännchen. Und das Kölner Märchen lehrt uns ja, wie Argwohn und Missachtung das System gefährden.

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Das Korrekturen-Enigma

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„Seite 82 oben, zweite Spalte, vierter Absatz, dritte Zeile: bitte Gedankenstrich hinter dem zweiten Wort von links einfügen!“

Korrekturen einarbeiten im Jahr 2014 kommt mit manchmal vor wie Schiffe versenken in meiner Grundschulzeit. Wie Alan Turing auf den Spuren der Enigma, so hat unsereins den E-Mail-Korrekturode zu knacken. Dabei bräuchte man einfach nur neben das Falsche das Richtige schreiben, vielleicht sogar mit Hilfe von Korrekturzeichen und fertig. Da haben wir so ein feines Betriebssystem, alles für den analogen Erkenntnisapparat des Menschen gemacht. Nur die Leute selbst werden immer mehr selbst zum Scanner und zerlegen ihre Arbeit militärisch kalt in gefühllose Arbeitsschritte. Eine derart verklausulierte Sprache kenne ich wirklich sonst nur von der Bundeswehr. Da spricht man auch gerne mal rückwärts, weil das angeblich logisch ist: „Spaten-Klapp–Feld“ – auch schön.

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„Haben Sie manchmal Déjà-vus?“

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Im Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ lautet die Antwort der bemühten Pensionswirtin: „Normalerweise nicht, aber ich kann ja mal in der Küche nachsehen“. Das ist auf sehr charmante Weise lustig, überhaupt finde ich den ganzen Film witzig und intelligent. Ich hatte sogar kurz die Idee, mich morgens mit „I got you babe“ auf dem Handy wecken zu lassen, schon weil Cher ein erster Jugendschwarm für mich war, aber dann war mir das Experiment doch zu heikel. Wer weiß schon, wie das Unbewusste auf solche Späße reagiert? Das plötzliche Déjà-vu ist ja immer etwas unheimlich – eine seltsam unwirkliche Überlagerung der eigenen Vorstellungswelt mit Fantasien und Erwartungen, diese wahrhaft surreale Doppelbelichtung von Erinnerung und Realität. Manchmal beklemmend, unheimlich, manchmal einfach nur etwas verrückt und schnell wieder vergessen.

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Misses next match!


Es sind so kleine Sachen, die einen impulshaft aus der Lethargie reißen können. Folgende Situation: WM im Fernsehen, CMR:BRA, 22:26 Uhr MEZ und dann die sonderbare Einblendung: „Der Digitalreceiver schaltet sich in 03:32 Minuten ab, weil in den letzten 4 Stunden keine Aktivität stattfand.“ Wie bitte? Kamerun hat gerade gegen Brasilien ein Tor geschossen, und ich schau doch aufmerksam zu? Mir bleiben knappe drei Minuten zum Nachdenken.

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Und dann und wann ein weißer Elefant

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Schwer zu sagen, wie lange sich das Karussell schon dreht. Mindestens ein Dutzend Jahre schon vermarkten wir fröhlich und erfolgreich das Projekt Münchner Ferienpass und immer wieder geht’s nach der Saison sportlich fair in den Wettbewerb. Kurz warten, dann erscheint er wieder, der weiße Elefant …

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Jolly Joker Blues


Katzenjammer oder Politgeschwurbel – dafür ist immer der Aschermittwoch gut. An solchen Tagen hockt der Joker melancholisch am Rande der Szenerie und fragt sich still, warum eigentlich niemand auf ihn hört. Er beklagt sich tunlichst nicht laut über die mangelnde Anerkennung, denn seine eigene Respektlosigkeit hat ja auch Methode.

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Die Entdeckung der Einfachheit


Immer wieder zuerst die Beklemmungen, wenn eine Idee nicht aufgeht, egal wie zäh man auch daran herumfeilt, etwas wegnimmt und wieder hinzufügt … und dann unvermittelt das erhabene Gefühl, wenn endlich das Ei des Kolumbus vor uns senkrecht auf dem Schreibtisch steht. Der Glücksrausch des Entdeckers steht noch weit über dem Stolz des Eroberers!

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Wahrnehmungstest im Feldversuch

Foto: IMAGO / Jan Huebner


Mein aktuelles Lieblingsfoto. Und jeder weiß sofort Bescheid – wahrscheinlich noch in Jahren. Die Poesie des Augenblicks, vom Fotografen noch sensibel eingefangen, verödet leider zu schnell im spießigen Moralfernsehen und wird im Shitstorm hinweggefegt. Als gäbe das medial nicht deutlich mehr her! Viel interessanter – aus Sicht des Kommunikationsprofis – ist doch der Feldversuch an sich: wie lange bleibt also ein sportiver Zaubertrick unentdeckt? Wahrnehmungspsychologie ist anschaulicher kaum zu vermitteln. Mit der Erklärung folgt allerdings statt der Analyse die Empörung. Schade.

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