Goyas Geister im Künstlerhaus


Goya hat uns vier Radierzyklen hinterlassen, die allein vom Umfang schon eine rauschhafte Größenordnung darstellen: „Los Caprichos“ mit 80 Blättern, „Desastres de la Guerra“ mit ebenfalls 80 Blättern, „Tauromaquia“ mit 40 Blättern und schließlich „Disparates“ mit 22 Blättern. Eine Ausstellung in dieser Vollständigkeit ist natürlich ein absolutes Muss.

Wie kann jemand zur falschen Zeit am falschen Ort überhaupt den Mut aufbringen solch provokante Bilder zu verbreiten und seine eigene Befindlichkeit damit so offen darzulegen? Ein lebensgefährliches Spiel zu einer Zeit, da die spanische Inquisition mal wieder auf Hochtouren läuft. Goya wählt ganz bewusst die Reproduktionsgrafik, um seine scharfe Kritik zu publizieren – trotz vieler allegorischer Anspielungen ist er in seiner politischen Mission völlig unverblümt. Genauso erstaunlich: er verfolgt ganz offensichtlich kommerzielle Interessen, denn das Serienwerk ist penibel für den Markt aufbereitet. Er kann demnach mit seinen Ansichten nicht isoliert gewesen sein. Fatalerweise spuken Goyas Geister heute noch.

Goya – Alle Radierzyklen
Ausstellung vom 17. Juli bis 13. September 2015
im Münchner Künstlerhaus


Gerade das grafische Werk inspirierte Miloš Forman zu seiner filmischen Gegenüberstellung von Goyas Figurenwahnsinn mit der realen Grausamkeit der Zeitgeschichte. Inklusive einer kleinen Einführung in die Kunst der Radierung „Goyas Geister“ (2006, Ausschnitt)

Fotos mit Genehmigung in der Ausstellung aufgenommen.