Palaverpause


Neulich sitzen wir mit ein paar Leuten im Café¹ und unterhalten uns. Ich sage was, dazu fällt meinem Gegenüber P auch was ein und der übernimmt meinen Gesprächsfaden. Das heißt, er reißt den Faden eher beiläufig ab, wie man das halt so macht, entschuldigt sich höflich dafür, mich unterbrochen zu haben. Ich bedeute ihm, weiterzureden, was er kurz versucht, woraufhin ihm F, der neben mir sitzt, ebenso ins Wort fällt. P überlässt nun F das Thema, weist aber noch sanft darauf hin, dass er selbst mich bereits unterbrochen habe, doch jetzt ist F am Drücker und ich habe nun tatsächlich die zweite Hälfte meines Satzes längst vergessen. Wird nicht so wichtig gewesen sein, denkt man dann.

Weil man solche Dinge im Nachhinein wirklich nicht mehr aufklären kann, habe ich mir unter anderem einen Blog zugelegt. Mein „Denkarium“², wie ich es nenne, und – wie mein Freund M immer sagt: „Wer schreibt, der bleibt“.

„Winterlandschaft mit Eisläufern“, frei nach Pieter Brueghel d. Ä.


Gelegentlich ist man überhaupt froh, mal schweigsam zusammen oder ganz allein um den See zu wandern und den eigenen Gedanken zu folgen³ … wie sich so alles Mögliche überlagert, verlangsamt und am Ende einfach ausblendet – ohne weiteren Programmhinweis, kommentarlos.




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¹ Der Kaffeeplausch scheint ein denkwürdiges Ritual zu sein. Auch Daniel Kahneman beginnt in „Schnelles Denken, langsames Denken“ mit diesem potenziellen Szenario am Kaffeeautomaten auf dem Flur. Und erhofft sich von seinen Leser*innen, dass diese durch die Lektüre seines Buches zu einem größeren Wortschatz und damit zu einer besseren Diskursqualität gelangen. Dabei geht es ja gar nicht um schöne Worte, sondern um etwas mehr an wissenschaftlicher Präzision und letztlich um die Erkenntnis eigener Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler. Wie auch immer, man fragt sich jedenfalls, weshalb Kahneman mit diesem bildhaften Beispiel am Kaffeeautomaten startet? Möglicherweise ist er das ein oder andere Mal etwas genervt vom Flur zurück an seinen Arbeitsplatz gegangen, um unbehelligt in seiner eigenen Gedankenwelt konstruktiv zu werden ;-)

² das mit dem Denkarium wird hier erklärt Circe vergiftet das Meer
³ siehe auch Eintrag vom 1. April 2014: Die Gedanken sind frei