Foto: IMAGO / Sven Simon
Die Aura des Joseph Beuys ist immer noch beachtlich, wenngleich sich der Nebel um ihn herum so langsam verzieht, denn maßgebliche Legenden, die er selbst um sich herum gefilzt hat, haben sich nun mal als Hirngespinste entpuppt. An Beuys wird dennoch immer das Schamanenhafte kleben bleiben, was am 60er-Jahre-Fluxus-Gedöns liegt mit dem alles angefangen hat – eine Performance ist dem Wesen nach ein Jahrmarktsspektakel, wird über das Theatralische gern zum Mythos. Da mag man scheinheilig die Erbauung seitens des Publikums zurückweisen, die Leute machen’s trotzdem. So ist die menschliche Natur, man folgt andächtig, wohnt staunend dem Ritual bei, lässt sich erschrecken oder verzaubern. Der Kunstmarkt arbeitet wie der Finanzmarkt mit Schall und Rauch. Und so gehört die geheimnisvoll umgebaute Biografie notwendigerweise zum Konzept, weil sie sowohl der Einstimmung auf die Kunst, als auch zu deren Werterhalt beträgt.
In „Werk ohne Autor“, ein beeindruckender wie umstrittener Film über den Beuys-Schüler Gerhard Richter, werden entsprechend noch mal schnell beliebte Beuys-Mythen inszeniert. Aber jetzt, wo sein Lebenswerk in der Welt ist, funktioniert es natürlich auch ohne die Tataren-Fake-Story.
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