Meine Welt und die KI


„Wenn du in den Seilen hängst, dann schaukele erstmal ausgiebig.“
Autor*in unbekannt, sagt ChatGPT



Neue Begriffe wie jetzt „KI“ poppen auf einmal überall auf, wenngleich sich dahinter längst vertraute Prozesse etabliert haben. Medienprofis sind daran gewöhnt und üben sich in Selbstbeherrschung, wohl aber werden sie von außen beäugt oder danach befragt, ob sie sich jetzt Sorgen machen, über kurz oder lang durch einen smarten Algorithmus ersetzt zu werden. Ich will nicht arrogant klingen, aber die nächsten Jahre fühle ich mich absolut sicher. Außerdem ist unsereins selbst stets auf der Lauer. Im Miltär nennt man das einen „vorgeschobenen Beobachter“, kurz VB. Hier zeigt sich aber auch die Ambivalenz, denn ein VB wagt sich auf feindliches Gelände und lebt naturgemäß gefährlich. Seine letzte Meldung zeugt oft von Arglosigkeit, … bevor dann die Verbindung abreißt.

Als Beobachter der Szene stelle ich fest: Bildende Kunst hat schon immer etwas Unberechenbares, um nicht zu sagen, etwas Listiges: jedes Gemälde ist per se eine Täuschung. Die Fotografie mag in ihren Anfängen eine Art Dokumentation gewesen sein, war aber genauso inszeniert. Zur Idealisierung kam die Retusche, dann Photoshop und jetzt die generative KI. Immer noch ein Level tiefer tauchen wir ein in die Matrix der Fantasy-Verwirrnis und keiner weiß mehr, wo ihm der Kopf steht. Unsereins war immer vorne mit dabei und sollte jetzt nicht jammern, von wegen Jobkiller KI. Hier werden nur neue Waffen geschmiedet für die eskalierende Bilderschlacht.

Ein Bild ist keine Pfeife

Schon Magritte hatte in sich seinem Bild „Ceci n'est pas une pipe“ dazu bekannt, dass es sich explizit nicht um eine Pfeife handelt, sondern um … ja, was? Nun ja, die Aussage ist nüchtern unter dem Motiv platziert und macht uns rechtsverbindlich klar, dass ein Bild eben nur ein Abklatsch dessen ist, was es darstellt und nicht das Ding selbst. Der Surrealist Magritte konstatiert an dieser Stelle lapidar, dass wir seit ewigen Zeiten Bilder mit der Wirklichkeit verwechseln. Das Gemälde, die Illustration oder das Foto ersetzten das Tatsächliche und werden zur Wahrheit, nach der wir uns ausrichten. Fazit: Auch wenn diese altmodische Pfeife fotorealistisch gemalt ist, so bleibt sie ein durchschaubares Täuschungsmanöver, nicht mehr. Mit gemalten Bildern lassen wir uns kaum noch manipulieren. Wenn es aber, wie im Falle der Fotografie, zusätzlich noch die perfide Aura des Dokumentarischen hat, dann ist es ein Leichtes, Menschen mit Deep-Fakes komplett verrückt zu machen.

Der moderne Mensch wird sich deutlich mehr als bisher über diese verrückte Welt und ihre Fakten informieren müssen, um sich ein halbwegs neutrales Bild von der Wirklichkeit machen zu können. Letztlich besteht die Gefahr vor allem darin, dass die Menschen mit völlig synthetischen, falschen und verlogenen Vorstellungen gefüttert werden. In Erwartung der damit verbundenen Paranoia ist es verständlich, dass Religion, Mystizismus und Esoterik auf dem Vormarsch sind.

Kleine Fluchten ins Gelände

Man kann auch einfach in den Wald gehen, ans Meer oder in die Berge. Und da draußen ein Gefühl für das Wahre, das Echte bekommen, sozusagen auf dem kürzesten Weg vom Auge ins Hirn oder gar ins Herz. In Garmisch, irgendwo auf dem Weg zum Kramer, hängt zum Beispiel eine Schaukel am Hang – ein schöner „Spot“, zu dem uns Leon geführt hat. Von dort hat man einen wahrhaftigen Blick auf das Zugspitzpanorama – das ist dann wirklich echt.

Aber Achtung: Das da unten sind keine Berge! Nur ein Video davon.



Bei aller poetischen Verarbeitung – nennt man das jetzt „kuratiertes Leben“? Es ist ein ehrlicher Reflex, seine Flashbacks etwas instagrammable zu machen, in Wertschätzung eines imaginären Publikums. Letztlich doch eine ganz gesunde Verbindung von der Realität zur eigenen Gedankenwelt, oder?

siehe auch Die Gedanken sind frei




Smalltalk mit ChatGPT

Ach ja, da hatte ich neulich diesen Dialog mit ChatGPT (siehe oben), das ich eigentlich sehr schätze, aber leider feststellen musste, dass die Eloquenz von Bots – wie jede Eloquenz – durchaus ein Problem sein kann. Denn die Antworten auf die Fragen kommen wie aus der Pistole geschossen in grammatikalisch korrektem Deutsch und folglich möchte man jedes Wort glauben. Besser nicht, wie mein Frage-Antwort-Spiel oben zeigt.

Allerdings war das alles natürlich für die KI ein gefundenes Fressen, an dem sich leicht trainieren ließ. Kurz darauf hatte ChatGPT die richtige Antwort parat (siehe unten).



Schön, dass ich helfen konnte!



Apropos Drachenfels Modernismus und Romantik