Die Macht der spitzen Feder

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Zugegeben, bevor mir der unten verlinkte Podcast zu Ohren kam, war mir dieser famose Zeichner nicht wirklich ein Begriff. Ich bin dann aber immer wieder überrascht und froh, wenn ich Belege dafür finde, dass Künstler, Grafiker, also Menschen, die man normalerweise nicht nach ihrer Meinung fragt, einen Einfluss auf den Lauf der Welt haben. Thomas Nast (1840-1902) war so einer. Der deutsch-amerikanische Karikaturist hatte im 19. Jahrhundert großen Einfluss auf die politische Kultur der Vereinigten Staaten. Geboren im bayerischen Landau und als Kind nach New York ausgewandert, machte Nast sich während des Amerikanischen Bürgerkriegs und der folgenden Jahrzehnte als Zeichner für das Magazin Harper’s Weekly einen Namen. Seine scharfsinnigen, oft schonungslosen Karikaturen machten ihn zum „Vater der amerikanischen politischen Karikatur“.

Nasts wichtigste Wirkung lag in seiner Fähigkeit, komplexe politische Missstände in einfache, eindringliche Bilder zu fassen. Berühmt wurde er vor allem durch seine Kampagne gegen die korrupte „Tammany Hall“-Organisation und deren Anführer William M. Tweed. Mit seinen Zeichnungen prangerte Nast Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und Korruption an – so effektiv, dass Tweed selbst einmal klagte: „Hört auf, meine Bilder zu drucken – das Volk kann nicht lesen, aber es kann sehen!“ Schließlich trugen Nasts Karikaturen wesentlich zum Sturz Tweeds bei.


Jagd auf die schlimme Bande der New Yorker Korruption, Tweed & Co. auf der Flucht. Bildquelle: AdobeStock


Darüber hinaus prägte Nast bis heute bekannte politische Symbole: den Elefanten der Republikaner, den Esel der Demokraten und die moderne Darstellung des Santa Claus. Sein Werk zeigt, wie stark visuelle Satire das politische Bewusstsein einer Gesellschaft formen kann.

Wenn Thomas Nast heute lebte, wäre Donald Trump seine Schießbudenfigur. Seine Grafik richtete sich stets gegen Korruption, Populismus und Selbstbereicherung in der Politik. Er würde den tumben Trump mit derselben kompromisslosen Schärfe zeichnen, mit der er einst Boss Tweed entlarvte: als Symbol einer gefährlichen Mischung aus Machtgier, Eitelkeit und politischer Manipulation. Nast war kein Parteisoldat, sondern ein Moralist mit Zeichenstift – jemand, der glaubte, dass politische Verantwortung Transparenz und Integrität verlangt. Seine Karikaturen wären heute wohl wieder eine scharfe Waffe im Kampf um Wahrheit und öffentliche Moral.

Was rede ich lange – der Podcast unten mit Till Mette ist wirklich unterhaltsam:

Stellt sich nur die Frage, ob die Presse in der heutigen Zeit dieselbe Macht hat wie vor 100, oder auch nur vor 20 Jahren. Jede Regierungsmacht hat zum Ziel, sich mit der Presse wahlweise gutzustellen, sie zu manipulieren oder gar zum Schweigen zu bringen. Weil die Öffentlichkeitsarbeit nun mal das entscheidende Regulativ ist, in Demokratien wie in Autokratien oder Diktaturen. Leider haben die Drecksmedien nach dem Modell Bildzeitung immer die höchsten Auflagen und sind damit die kommerziellen Vorbilder für die primitiven Reflexe der Sozialen Medien.



Was die Macht der Bilder angeht, sind die Aussichten sogar noch trüber. Heute sind per KI die Bilderwelten außer Kontrolle. Früher musste man schon gut zeichnen können, wollte man, dass eine Zeitung die eigenen Werke abdruckt. Das setzte beim Schöpfer auch einen anderen Intellekt voraus, ein etwas höheres gesellschaftliches Niveau. Heute kann jeder Idiot seine bunten Memes zusammenfriemeln und braucht auch keine redaktionelle Fürsprache mehr. Man stellt den Scheiß einfach online und wartet darauf, dass der nächste Dorftrottel draufklickt.

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*) Link zum Thomas-Nast Verein Landau in der Pfalz e. V.