Die Entdeckung der Einfachheit


Immer wieder zuerst die Beklemmungen, wenn eine Idee nicht aufgeht, egal wie zäh man auch daran herumfeilt, etwas wegnimmt und wieder hinzufügt … und dann unvermittelt das erhabene Gefühl, wenn endlich das Ei des Kolumbus vor uns senkrecht auf dem Schreibtisch steht. Der Glücksrausch des Entdeckers steht noch weit über dem Stolz des Eroberers!

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Fuchs und Rabe

Foto Hannes Wolf on Unsplash


Normalerweise ist es so, dass Werbeagenturen für gute Werbung zuständig sind und Designbüros für gutes Design. Außerdem kann jeder machen, was er will und deshalb machen immer mehr Werbeagenturen auch Erscheinungsbilder. Manche sind gut, andere eher nicht, was aber hier nicht die Frage ist. Bemerkenswert scheint mir vielmehr der hyperaktive Drang um den Komplex Corporate Design, verbunden mit einem zunehmend nervösen Aktionismus. Erscheinungsbilder im Stresstest, mit einer Verfallszeit von unter drei Jahren?! – Ich fabuliere einfach mal:

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Der gestirnte Himmel über mir


Der mitternächtliche Silvesterhimmel über München zeigt sich humorlos trübe und zugenebelt, ein Großteil der Raketen verzischt grußlos im Dunst. Egal, wenn die Natur sich nicht real zeigen will, dann eben virtuell per „SkyGuide“ durch die Galaxis: Stimmungsvolles für den Jahreswechsel! Wer sich für den Sternenhimmel interessiert, sollte sich diese, aktuell ins Deutsche übersetzte App gönnen. Ein unverbauter Blick ins Universum: Himmelskörper und Sternbilder, mit und ohne Mythologie, ein astronomisches Lexikon mit interaktiven Orientierungshilfen, Zeitangaben, gute Grafik und dezentes Sounddesign. Wirklich subtil umgesetzt, einfach wunderschön gemacht.

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M – Eine Stadt sucht einen Mörder

Fotocollage: HHE


Wer sich via Autobahn dem Münchner Flughafen näherte, sah sie schon von weitem, die edlen Versalien, plakativ, klar, unprätentiös. Und jetzt: Ende der Ausbaustrecke. Da hatte man mal ein herausragendes Gesamtkunstwerk aus Architektur, Technik und Typografie und schon kommt wieder so eine Branding-Bande angeritten und schießt aus der Hüfte mal kurz in den Ofen. Heraus kommt ein billig aufgebackenes M mit buntem Schrägstrich, programmatisch „Connector“ getauft. Sieht blöd aus, hört sich aber gut an und wird infolge dieser erbärmlichen Logik zum Vehikel einer larifari Unternehmensreligion: connecting people – immer wieder gerne gekauft.

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Zeitgedichte, Zeitgeschichte


Es gibt keinen Dichter, der mich mehr beeindruckt als Harry Heine aus Düsseldorf. Etwas rheinische Seelenverwandtschaft ist vielleicht auch dabei, aber im wesentlichen ist es die ungewöhnlich präsente Sichtweise des Journalisten Heine, sein scharfer, analytischer Verstand, hochgebildet und von brillanter Klarheit im sprachlichen Ausdruck. Plus diese trotzige Ironie, die nur ein Mensch beherrschen lernt, der sich von Leid und Schmerz nicht klein kriegen lässt.

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Kalligrafie und Methode


Aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen halte ich das Schriftschreiben nach wie vor für einen unverzichtbaren Teil der Typografieausbildung. Unter dem Druck, mit der Softwareentwicklung Schritt halten zu müssen, werden handwerkliche Methoden allerdings von manchen Fachleuten eher als Zeitverschwendung angesehen. Deshalb war ich skeptisch, als sich die Münchner Montessori Fachoberschule (kurz MOS) für ihren Gestaltungszweig an Kalligrafieunterricht interessiert zeigte. Ist das Thema nicht wirklich längst durch?

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Portrait versus Mugshot

Bildquelle Wikimedia Commons


Manch einer, der sich wie unsereins ein Leben lang mit Bildern und Darstellungsweisen beschäftigt, hat zuzeiten das trostlose Gefühl, dass sich vieles von selbst nihiliert, weil es mittlerweile von allem so unerträglich viel zu sehen gibt. Spielen die Jahrtausende alten Ideale überhaupt noch eine Rolle, oder gibt es nur noch ein einziges chaotisches Durcheinander von im besten Falle belanglosen Handyfotos?

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Wahrnehmungstest im Feldversuch

Foto: IMAGO / Jan Huebner


Mein aktuelles Lieblingsfoto. Und jeder weiß sofort Bescheid – wahrscheinlich noch in Jahren. Die Poesie des Augenblicks, vom Fotografen noch sensibel eingefangen, verödet leider zu schnell im spießigen Moralfernsehen und wird im Shitstorm hinweggefegt. Als gäbe das medial nicht deutlich mehr her! Viel interessanter – aus Sicht des Kommunikationsprofis – ist doch der Feldversuch an sich: wie lange bleibt also ein sportiver Zaubertrick unentdeckt? Wahrnehmungspsychologie ist anschaulicher kaum zu vermitteln. Mit der Erklärung folgt allerdings statt der Analyse die Empörung. Schade.

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Heimat – die Letzte

Oberes Mittelrheintal – Weltkulturerbe


Edgar Reitz' Heimatepos begleitet mich durchs gesamte Grafikerdasein schon seit der Studentenzeit. „Die andere Heimat" ist mir allerdings auf den ersten Blick fremd, denn obwohl anlässlich der Biennale mit stehenden Ovationen gefeiert, kann ich den kollektiven Jubel nicht ganz nachvollziehen. Und das schlicht deswegen, weil die ersten beiden Zyklen so sehr viel besser waren. Bis dato hatte Reitz für mein Gefühl den epischen deutschen Film klar dominiert, mit „Heimat 3“ vielleicht aber die Konkurrenz nicht mehr so richtig wahrgenommen. – Knapp vier Stunden Kino muss man schon begründen können. Mein letzter Film von dieser Ausdehnung war Lawrence von Arabien. Schlecht zu vergleichen.

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Hare Krishna & Calligraphy


Seit ein paar Jahren interessiert sich die breite Masse, darunter vor allem die U21-Fraktion, ernsthaft für so was Unscheinbares wie Typografie. Das wundert und freut uns Schriftgelehrte, hat aber einen einfachen Grund. Um der blöden Handystreichelei einmal etwas positives abzugewinnen: es sind auch die Smartphones, die das Auge für gutes Typodesign schulen. Da hat sich, dank Apple, ein richtig guter Standard eingeführt. Auf kleinstem Raum Inhalte gut strukturieren, nicht nur Lesbarkeit, sondern Leselust erzeugen, dass kann man eben nur mit professioneller Typografie. Wie sensibel der rotznasige User mittlerweile geworden ist, sieht man ironischerweise an Apples iOs 7, an dem dann heftig die blutarme Typografie kritisiert wird.

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