Gruppenbild mit i-Dötzchen


Kleine sentimentale Pause – heute vor 50 Jahren hatte ich meinen ersten Schultag. Wenn man sich rückblickend der einschneidenden Lebensveränderung gewahr wird, ist das im Grunde so eine Art zweiter Geburtstag, aber wer hat sich dieses Datum jemals wirklich eingeprägt?

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Wiki-Battle: Vater vs Sohn

Foto: AdobeStock


Quizduelle sind zwar die Zerstreupest dieser Tage, Wiki-Battle ist als Spielidee allerdings ganz witzig: den Links in Wikipedia folgen, um zwei unzusammenhängende Einträge miteinander zu verbinden. Also nicht gerade „München“ und „Oktoberfest“, da stünde der zielführende Link bereits auf der Ausgangsseite, sondern beispielsweise „Augustinerbräu“ und „Frank Zappa“. Immer nur den internen Links folgen, bis der erste von zwei Spielern (oder mehr) beim Zieleintrag ankommt. Das schöne daran, sonst wär's nicht der Rede wert, es hat was generationengerechtes, weil ein alter Kopf auch mal sein Potenzial nutzen darf, um gegen den Online-Skill der Däumlinge einen Punkt zu machen.

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Jolly Joker Blues


Katzenjammer oder Politgeschwurbel – dafür ist immer der Aschermittwoch gut. An solchen Tagen hockt der Joker melancholisch am Rande der Szenerie und fragt sich still, warum eigentlich niemand auf ihn hört. Er beklagt sich tunlichst nicht laut über die mangelnde Anerkennung, denn seine eigene Respektlosigkeit hat ja auch Methode.

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alphabet – Film von Erwin Wagenhofer

Foto: iStock


„Nach WE FEED THE WORLD und LET'S MAKE MONEY ist ALPHABET der abschließende Teil einer Trilogie, der die Themen der beiden vorherigen Filme nochmals aufgreift und wie in einem Brennglas bündelt.“ (Zitat alphabet-film.com)

Ein lakonischer Film mit folgender Kernthese: Menschen verlieren mit fortschreitender Schulbildung immer weiter ihre angeborene Genialität im Sinne der Denkflexibilität, Fantasie und Vielfalt. Das Nur-eine-Lösung-ist-richtig-Dogma globaler Bildungssysteme führen Wagenhofer und seine Referenten auf ein volkswirtschaftliches Kalkül zurück, dass natürliche Begabungen nach ökonomischen Bedürfnissen zurechtstutzt und damit in Kindheit und Jugend systematisch vernichtet. – Den trüben Verdacht haben wahrscheinlich viele, die seit dem PISA-Schock für ihre Schutzbefohlenen verzweifelt nach Fluchtwegen suchen, als wäre Bildung eine Pandemie.

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Die Entdeckung der Einfachheit


Immer wieder zuerst die Beklemmungen, wenn eine Idee nicht aufgeht, egal wie zäh man auch daran herumfeilt, etwas wegnimmt und wieder hinzufügt … und dann unvermittelt das erhabene Gefühl, wenn endlich das Ei des Kolumbus vor uns senkrecht auf dem Schreibtisch steht. Der Glücksrausch des Entdeckers steht noch weit über dem Stolz des Eroberers!

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Fuchs und Rabe

Foto Hannes Wolf on Unsplash


Normalerweise ist es so, dass Werbeagenturen für gute Werbung zuständig sind und Designbüros für gutes Design. Außerdem kann jeder machen, was er will und deshalb machen immer mehr Werbeagenturen auch Erscheinungsbilder. Manche sind gut, andere eher nicht, was aber hier nicht die Frage ist. Bemerkenswert scheint mir vielmehr der hyperaktive Drang um den Komplex Corporate Design, verbunden mit einem zunehmend nervösen Aktionismus. Erscheinungsbilder im Stresstest, mit einer Verfallszeit von unter drei Jahren?! – Ich fabuliere einfach mal:

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Der gestirnte Himmel über mir


Der mitternächtliche Silvesterhimmel über München zeigt sich humorlos trübe und zugenebelt, ein Großteil der Raketen verzischt grußlos im Dunst. Egal, wenn die Natur sich nicht real zeigen will, dann eben virtuell per „SkyGuide“ durch die Galaxis: Stimmungsvolles für den Jahreswechsel! Wer sich für den Sternenhimmel interessiert, sollte sich diese, aktuell ins Deutsche übersetzte App gönnen. Ein unverbauter Blick ins Universum: Himmelskörper und Sternbilder, mit und ohne Mythologie, ein astronomisches Lexikon mit interaktiven Orientierungshilfen, Zeitangaben, gute Grafik und dezentes Sounddesign. Wirklich subtil umgesetzt, einfach wunderschön gemacht.

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M – Eine Stadt sucht einen Mörder

retrospektive Fotocollage: HHE


Wer sich via Autobahn dem Münchner Flughafen näherte, sah sie schon von weitem, die edlen Versalien, plakativ, klar, unprätentiös. Und jetzt: Ende der Ausbaustrecke. Da hatte man mal ein herausragendes Gesamtkunstwerk aus Architektur, Technik und Typografie und schon kommt wieder so eine Branding-Bande angeritten und schießt aus der Hüfte mal kurz in den Ofen. Heraus kommt ein billig aufgebackenes M mit buntem Schrägstrich, programmatisch „Connector“ getauft. Sieht blöd aus, hört sich aber gut an und wird infolge dieser erbärmlichen Logik zum Vehikel einer Larifari-Unternehmensreligion: connecting people – immer wieder gerne gekauft.

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Zeitgedichte, Zeitgeschichte


Es gibt keinen Dichter, der mich mehr beeindruckt als Harry Heine aus Düsseldorf. Etwas rheinische Seelenverwandtschaft ist vielleicht auch dabei, aber im wesentlichen ist es die ungewöhnlich präsente Sichtweise des Journalisten Heine, sein scharfer, analytischer Verstand, hochgebildet und von brillanter Klarheit im sprachlichen Ausdruck. Plus diese trotzige Ironie, die nur ein Mensch beherrschen lernt, der sich von Leid und Schmerz nicht klein kriegen lässt.

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Kalligrafie und Methode


Aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen halte ich das Schriftschreiben nach wie vor für einen unverzichtbaren Teil der Typografieausbildung. Unter dem Druck, mit der Softwareentwicklung Schritt halten zu müssen, werden handwerkliche Methoden allerdings von manchen Fachleuten eher als Zeitverschwendung angesehen. Deshalb war ich skeptisch, als sich die Münchner Montessori Fachoberschule (kurz MOS) für ihren Gestaltungszweig an Kalligrafieunterricht interessiert zeigte. Ist das Thema nicht wirklich längst durch?

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