Rückzug ins Private?


Am Anfang des Jahres fragt man sich – angesichts der Umstände in letzter Zeit – ob man alles richtig gemacht hat? Vor allem, inwieweit taugt die Privatsphäre für das eigene Berufsleben? Nach vielen Jahren in einer Ateliergemeinschaft ist der Umzug ins Wohnatelier durchaus ein Experiment. Von allen Optionen, die sich mir anboten, war dies jedoch die flexibelste Variante und deshalb auch die reversibelste – getreu meinem Lieblingskriterium bei Restzweifeln: aus welcher Nummer kommt man am ehesten wieder raus? Das Bedürfnis nach absoluter Ungestörtheit, speziell für konzeptionelle Arbeiten, die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Münchner Mietmarkt und der weitgehende Verzicht aufs Autofahren, waren die entscheidenden Pluspunkte.

Das man sich mit zunehmendem Alter räumlich verkleinert, ist nur vernünftig. Verglichen mit meinem früheren Platzbedarf und all den Quadratmetern für Dunkelkammer, Montagetische, Scheidemaschinen oder Azubi-Arbeitsplätze, reicht heute weniger als ein Drittel. Und so etwas wie Parteienverkehr gibt es längst nicht mehr. Einerseits schade, aber als Lehrer auf der Montessori-Oberschule habe ich immer noch genug Heckmeck. Langweilig wird’s da nie.


Vermeers Gemälde war nicht ganz zufällig mein letztes Weihnachtmotiv. Was auch passiert, der Mensch braucht ein Refugium. Mit diesem Modell ist mir garantiert, dass München stets mein Lebensmittelpunkt bleibt. Schöner Nebeneffekt: nun endlich weiß ich wohin mit meiner Vinyl- und CD-Sammlung, denn Musikhören in aller Ruhe ist schon immer ein wichtiges Regenerations- und Meditationselement für mich. Summa summarum bestimmt kein Rückzug ins Private, sondern die konsequente Hinwendung zur stillen Effizienz.