Spec Work – alles für die Katz?


Um es noch mal in aller Deutlichkeit zu sagen: sich auf massenhaft ausgeschriebene Wettbewerbe einzulassen oder für null Honorar zu pitchen hat nichts mit Sportsgeist oder gar Professionalität zu tun. Für Kreative ist es quasi ein bitteres Armutszeugnis, denn wenn nicht aus purer Not, warum sonst sollten sie so etwas tun. Der potenzielle Auftraggeber hingegen bedient sich schlicht eines unseriösen Schneeballprinzips.


In Medienberufen ist es schnell passiert, dass diejenigen, die am Drücker sind, mit ihrer Gunst recht arrogant oder willkürlich verfahren. Vermeintliche Global Player lassen gerne mal die Puppen tanzen. Erstaunlich, wenn auch nachvollziehbar, was Menschen an Zynismus und Demütigungen über sich ergehen lassen, um sich in der Medienwelt zu behaupten, wie in unzähligen TV-Formaten zu studieren ist. Dabei liegt es an jedem selbst, ob er im Berufsleben mit halbwegs aufrechtem Gang unterwegs ist oder ständig in die Knie geht.

Zum Glück gibt es seit einiger Zeit Gegenbewegungen, vor allem im nordamerikanischen Raum, die sich für reelle Geschäftsbeziehungen einsetzen und den Tendenzen zur neoliberalen Sklaverei mit nachvollziehbaren Argumenten begegnen. Denn natürlich muss man der Kundschaft die Modalitäten einer Branche respektvoll erklären: was im Vorfeld der Beauftragung erwartet werden kann und wo der Spaß aufhört. Beispielsweise sind Architekturbüros, die mit honorarfreier Planung auf gigantische Bausummen spekulieren, für Designbüros im wahrsten Sinne des Wortes kein Maßstab. Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen. Kein verantwortungsvoller Unternehmer würde einen Designer beauftragen, dem er nicht vertraut. Warum sollte aber ein Designer jemanden trauen, der nur im Ausnahmefall geneigt ist, für geleistete Arbeit zu bezahlen?

Natürlich wird man gelegentlich auf sein Honorar verzichten, bei Freundschaftsdiensten oder im Ehrenamt, aber das steht auf einem anderen Blatt.


What is spec work? – eine Präsentation bringt etwas Licht in die Schattenwirtschaft
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