„swifter than the moon's sphere“

Foto: AdobeStock


„Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden, Begrüßt uns mit gewognen Händen!“

So lautet der letzte Satz im Epilog des Puck, er verbeugt sich, dann ist das Spiel aus. Und schneller als der Lauf des Mondes ist ein schöner Traum vorbei. Die Elfe ist nicht mehr da. Keine lustige Eselei mehr. Die Illusion perdu. Und dennoch hoffe ich fest, dass ein Modell „Heile Welt“ sehr nachhaltige Ressourcen bietet, allein durch die Rückschau auf das erlebte Glück.

Das kleine Welttheater

Eine meiner frühesten Erinnerungen beim Zuzug nach München ist ein lauschiger Sommerabend an der Seebühne im Westpark. Stilecht romantisch gibt man den Sommernachtstraum – ein junges Ensemble spielt unter freiem Himmel und das Publikum fläzt sich derweil im Halbrund des steinigen Amphitheaters, eingemuckelt in mitgebrachte Decken, man trinkt und isst aus dem Picknickkorb. Wunderschön, heiter, verwirrend die Performance und bei der Rückfahrt in der U-Bahn erkennt man einige der Schauspieler*innen wieder, zum Teil noch nicht abgeschminkt – die nehmen ihre Rolle selig mit nach Hause. „Verdamp lang her“, erfreulicherweise aber noch sehr präsent.

Wann immer der Vollmond am Himmel steht, fokussiert sich unter Umständen das Bewusstsein. Die einen fühlen wie die Welt sich dreht, die anderen können einfach nicht schlafen. Und Shakespeares Schauspiel, eingebettet in dieser energetisch aufgeladenen Mondphase, illustriert dabei so leichthin das Sehnsuchtsprogramm des Individuums, dass sich uns spontan die emotionale Inventur anbietet: Ist man glücklich oder eher nicht – der Sommernachtstraum vielleicht nur noch die Überschrift zu einem abgeschlossenen Lebenskapitel? Ob Sommernachtstraum oder Wintermärchen, schon Heine hatte für seine Belange exakt diese beiden Titel bei Shakespeare kopiert. Nun ja, den Romantikern haben wir jedenfalls die klangvollsten Übersetzungen seiner Stücke zu verdanken.


A Winter's Tale – Im traurigen Monat November: Mondsichel am 26.11.22 auf unserem Murmeltier-Weg

Speziell den Sommernachtstraum hatten Schlegel und Tieck beim deutschen Publikum populär gemacht und auch wenn sich die deutsche Übertragung sehr schwärmerisch ausnimmt, so klingt sie immerhin fast genauso elegant wie das renaissance-englische Original. Die neueren, zweisprachigen Ausgaben, mögen klarer den Inhalt vermitteln, wirklichen Genuss an der Sprache habe ich aber nur in Schlegels melodischer Tonart. Zum Glück war mein erster, oben beschriebener Sommernachtstraum genau auf diese Art wahrhaft erquicklich und kein „progressiver“ Alptraum. Zum Teufel mit den krampfigen Inszenierungen, die gewollt anders, experimentell oder provokativ daherkommen! Hält das wahre Leben nicht schon genügend Heck-Meck parat? Warum zusätzliches Chaos aus dem Theater mit nach Hause nehmen? Dann doch lieber ein unschuldiger Eskapismus.

Also denn: Die lebensfrohe Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy zum klassischen Ballett, etwas anderes will ich gar nicht hören und sehen im Moment …


Midsummernight’s dream – Promotion, DelBeauFilm, Wiener Staatsballett



PUCK
„If we shadows have offended,
Think but this, and all is mended,
That you have but slumber’d here
While these visions did appear.
And this weak and idle theme,
No more yielding but a dream,
Gentles, do not reprehend:
if you pardon, we will mend:
And, as I am an honest Puck,
If we have unearned luck
Now to ‘scape the serpent’s tongue,
We will make amends ere long;
Else the Puck a liar call;

So, good night unto you all.
Give me your hands, if we be friends,
And Robin shall restore amends.“