Wahrnehmungstest im Feldversuch

Foto: IMAGO / Jan Huebner


Mein aktuelles Lieblingsfoto. Und jeder weiß sofort Bescheid – wahrscheinlich noch in Jahren. Die Poesie des Augenblicks, vom Fotografen noch sensibel eingefangen, verödet leider zu schnell im spießigen Moralfernsehen und wird im Shitstorm hinweggefegt. Als gäbe das medial nicht deutlich mehr her! Viel interessanter – aus Sicht des Kommunikationsprofis – ist doch der Feldversuch an sich: wie lange bleibt also ein sportiver Zaubertrick unentdeckt? Wahrnehmungspsychologie ist anschaulicher kaum zu vermitteln. Mit der Erklärung folgt allerdings statt der Analyse die Empörung. Schade.

Man kann sich alles noch tausend mal vorwärts und rückwärts ansehen, aber entscheidend sind die ersten 20, 30 Sekunden nach dem Phänomen. Jeder weiß, dass da was nicht stimmt, aber keiner hat in seiner spontanen Beobachtungsmatrix eine passende Erfahrung für diesen irrationalen Augenblick. Und weiter entscheidend ist die Versuchsanordnung im hochmodernen Stadion. In der Kreisliga wäre ein Loch im Tornetz keine Schande und auf dem Bolzplatz gibt’s gar kein Netz.

Populärpsychologisches Fazit: Der überwiegende Teil unserer Wahrnehmung besteht aus Erinnerung. Und weil sich innerhalb der entscheidenden Sekunden keiner daran erinnern kann, dass jemals ein Ball in einem Bundesligastadion durch ein mikroskopisches kleines Loch seitlich ins Tor geflogen wäre, bleibt es auch für den Moment das vernünftigste, das Tor einfach zu akzeptieren. Die nachträgliche Enthüllung, warum es dann doch keins war, ist zugegebenermaßen banal. Aber so ist das mit Zaubertricks, wenn sie verraten werden.


Schon vergessen? hier die Auflösung