Zurück in die Zukunft?

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Das mächtigste Land der Welt hat zur Abwechslung auch mal einen größenwahnsinnigen Geschäfts-Führer und nachdem sich keiner vorstellen konnte, dass es wirklich dazu kommt, dürfen wir uns nur noch vorstellen, wie unwirklich es ausgeht. Leider entwickeln sich die Dinge in der Realität meist mit nüchterner Konsequenz und nicht mit der behaglichen Melodramatik eines Films, wo in letzter Sekunde die glorreichen Sieben das Schlimmste verhindern. Weder die soundsovielte Kavallerie noch irgendein Hollywood-Freak können hier und heute noch was dran drehen. Dennoch scheinen sich manche Zeitgenossen ein Gemüt bewahrt zu haben, als sei das Leben nur ein verrücktes Welttheater, das man am besten entspannt und gut gelaunt genießt. Ich nicht.

Seit einiger Zeit hab ich nämlich ein unheimliches Kino-Déjà-vu. Wir erinnern uns vielleicht, im zweiten Teil der Zurück-in-die-Zukunft-Trilogie gelangt der Fiesling Biff Tannen – Ähnlichkeiten mit lebenden Personen waren damals noch gar nicht beabsichtigt¹ – in den Besitz eines Sportjahrbuchs aus der Zukunft. Mit den dort verzeichneten Spielergebnissen wird Biff durch Sportwetten zum Milliardär und kommt mit einem seichten Medienimperium auch politisch an die Macht. Die Folgen für die Gesellschaft: gesetzliche Willkür und Verwahrlosung, Sodom und Gomorrha. Ganz knapp schafft es unser junger Held Marty McFly mit seiner Zeitreise das Unglück in der Vergangenheit zu korrigieren, indem er den Sportalmanach aus dem Verkehr zieht. Was aber, wenn derselbe Albtraum Wirklichkeit wird und mangels Zeitmaschine nicht mehr reversibel ist?

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¹ PS im Februar 2025: Vor kurzem feierte die Filmtrilogie ihr 40-jähriges Jubiläum. Die Berichterstattung liefert uns nun genauere Fakten. So hatte das Team um Drehbuchautor Bob Gale da sehr wohl schon den Trump-Tower und seinen widerlichen Eigentümer im Sinn. Allerdings hielt man diese Anspielung für derart crazy, dass sie als besonders lustige Übertreibung gelten sollte. So kann einem im Laufe der Zeit der Spaß vergehen …


„… see you later American Spirit.“ Der Helikopter hebt vor dem Capitol ab. Weltuntergangsstimmung.(Foto: IMAGO / ZUMA Wire)

„Farewell democracy!“– Weltuntergangsstimmung bei Obamas Abgang. (Foto: IMAGO / ZUMA Wire)


Eine Hi-Tech-Welt mit hochsensiblen Netzwerken und gläserner Kommunikation dürfte eigentlich nicht in die falsche Hände geraten. Ist aber leider (upps!) gerade passiert. Mahnende Dystopien allein haben augenscheinlich keinen erzieherischen Effekt mehr, den Leuten ist alles wurscht. Für jedes belanglose Update erklären wir uns reflexhaft mit fremdsprachigen Nutzungsbedingungen einverstanden, schieben gleich noch Geburtsdatum, Blutgruppe, Kontonummer hinterher. Warum sollten da die Amis nicht mal eben einen Immobilienheini anklicken und als Präsident ins Weiße Haus bestellen? Immerhin doch ein gewinnorientierter Unternehmer, der ganz easy ohne Klimawandel auskommt und ohne Rücksicht auf kommende Generationen die einfachen Lösungen ins Auge fasst. Da geht nicht nur der deutschen Rüstungsindustrie das Herz auf, jedes dreckige Business ist herzlich in die USA eingeladen, solange es x-beliebige Arbeitsplätze schafft.

Die nächste Zeit, so befürchte ich, wird geprägt sein von den miesesten Täuschungen und billigsten Tricks, die eine US Wirtschafts- und Finanzpolitik gesehen hat, mit dem einzigen Ziel, die angebliche Erfolgsbilanz eines dummdreisten Angebers zusammenzuschwindeln.

Deprimierend, wie gut man in der Zukunft schon angekommen war und wie schnell man wieder rausrutscht aus dem Aufklärungsmodus. Meine persönliche Beobachtung: Seit 1984 (!) hat auch bei uns in der Bundesrepublik eine medienpolitische Niveauabsenkung und damit ein schleichender Verblödungsprozess eingesetzt. Damals ging ja mit RTL der erste TV-Privatsender ans Netz. Und unsere amerikanischen Freunde sind uns in allen Belangen um Jahre voraus.




Ein Königreich für einen Fluxkompensator!

Okay, was machen wir jetzt? Erst mal Ruhe bewahren, Haltung zeigen. Man könnte sich dazu die Europaflagge als Bettüberzug kaufen plus einen Satz Not-My-President-T-Shirts, für jeden Tag eine andere Farbe. Vielmehr als gute Miene zum bösen Spiel bleibt dem scheidenden Präsidenten ja auch nicht mehr übrig. Obama beschwört ein letztes Mal den American Spirit, dann verflüchtigen sich beide per Helikopter aus dem Capitol. Warte mal – war das nicht McFly im Cockpit?


Geht leider so weiter McFly antwortet nicht